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                                                            Dachatlas 1975 / 1980: Geneigte Dächer:  Dachtragwerke - Dr.-Ing. Wolfgang Brennecke

Werden die Außenwände nicht bis zur obersten Geschossdecke, sondern ein Stück darüber hinweg geführt, entsteht ein "Drempel" oder "Kniestock". Durch das Anheben des Dachfußes wird der nutzbare Dachraum vergrößert - dies bringt jedoch nicht nur gestalterische, sondern auch konstruktive Probleme mit sich.

Die bei einem normalen Pfettendach an der Fußpfette abgeleiteten Wind-Horizontalkräfte vermag ein gemauerter Drempel nur aufzunehmen, wenn er sehr niedrig ist. Erreicht er die Höhe einer Fensterbrüstung, muss die Windlast gewöhnlich schon auf andere Weise abgeführt werden. Man setzt das Dachtragwerk dann direkt auf die Geschossdecke auf und stellt die Außenhaut als Verkleidung her oder mauert sie vor und verankert sie an den Holzpfosten [96]. Es liegt dann keine reine Dachkonstruktion mehr vor, sondern ein gemeinsames Tragwerk für Wände und Dach, wie es im Hallenbau die Regel ist. Drempeldächer können daher als kleine Hallen betrachtet werden, die auf die oberste Geschossdecke gesetzt sind.

Sofern Giebel- und Querwände in geringem Abstand zur Verfügung stehen und eine Dachschalung aus Brettern oder Platten vorgesehen ist, kann man diese zur Ableitung der Windkräfte benutzen. Die senkrechten Kräfte werden dann von Pfetten und einfachen Pfosten übernommen. Bei hinreichender Neigung (etwa ob 20°) kann man auch die Vertikallast in der auf der vorhergehenden Seite beschriebenen Weise über die Dachscheiben ableiten [97].

Die meisten Drempeldächer sind einfache Pfettendächer. Natürlich muss man dafür sorgen, dass mindestens ein Pfettenstrang horizontal unverschielbich gelagert und entsprechend bemessen ist. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Anordnung von Streben [98].

Wo es nicht möglich ist, die Fußpunkte der Streben über Wände zu legen, können V-Stützen unter verstärkten Bindersparren eine vorteilhaftere Lösung sein [99].

V-Stützen unter jedem einzelnen Sparren kommen bei größerem Sparrenabstand in Frage (vgl. Seite 68 unten), aber auch dann, wenn Pfosten im Abstand der Sparren für die Außenhaut sinnvoll sind [100]. Wo die Spannweiten zu groß werden, muss man im Inneren zusätzliche Pfettenstränge anordnen [101].

Große stützenfreie Räume sind mit einfachen Sparrendächern zu erreichen - allerdings in kostspieliger Weise und nur bei nicht zu hohem Drempel. Um den Horizontalschub des Daches aufnehmen zu können, muss der Drempel aus Stahlbeton hergestellt und biegesteif mit der Decke verbunden werden [102]. Kehlbalkenddächer sind wegen ihres höheren Horizontalschubs weniger geeignet.

 

Zur Konstruktion von Drempeldächern steht eine ganze Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung - ob es richtig ist, davon Gebrauch zu machen, muss in jedem Einzelfall geprüft werden.

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