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                                                            Dachatlas 1975 / 1980: Geneigte Dächer:  Dachtragwerke - Dr.-Ing. Wolfgang Brennecke

Trägerform

Die Auswahl der Binderform hängt stark von der Dachdeckung und von formalen Vorstellungen ab, wirkt sich aber auch auf die Kosten aus. Der Vergleich der üblichen Formen mit dem Verlauf der Stützlinie zeigt, dass die Gurte des Dreieckbinders nur an den Auflagern, die des Parallelbinders nur in der Mitte voll ausgenutzt sind, die des Trapezbinders dagegen über einen größeren Bereich [213 - 215]. Die Kräftebilder lassen beim Dreieckbinder die hohen Kräfte am Auflager und die langen inneren Druckstäbe erkennen, beim Trapezbinder den für Gurte und Füllstäbe ausgeglicheneren Kräfteverlauf [216 - 218].

Dreieckbinder sind daher nur für kleine Spannweiten geeignet (bis 15 oder 18 m), Parallelbinder für größere (etwa bis 23 oder 28 m), darüber ist meistens der umständlicher herzustellende, aber statisch vorteilhafte Trapezbinder billiger.

 

Binderhöhe

Die günstige Höhe der Binder hängt von Baustoff und Bauweise ab (vgl. die vorhergehenden Seiten). Wo der Luftraum zwischen den Bindern zum Nutzraum zählt, kann sich die Binderhöhe allein noch den Binderkosten richten - wo er aber toter Raum ist und höhere Binder eine größere Gebäudehöhe bedingen, kann nicht nur das niedrigste Fachwerk am günstigsten sein, sondern u.U. eine noch teurere, aber niedrigere Vollwandkonstruktion.

 

Knotenpunktabstand

Alle Einzellasten sucht man über Knoten anzuordnen, um Biegemomente im Obergurt zu vermeiden. Diese nimmt man aber in Kauf, wenn sonst der Knotenabstand zu klein würde. Er sollte bei Parallel- und Trapezbindern mindestens gleich der mittleren Binderhöhe sein. Sinnvoll sind bei

                                       Kantholzbindern     2 bis 3 m

                                       Brettbindern           1 bis 2 m

                                       Stahlfachwerken    1 bis 2,5 m

 

Füllstandanordnung

Bei Dreieckbindern aus Holz wird eine Anordnung gemäß [219 links] bevorzugt, bei Stahl der keine so lange Druckdiagonale erfordernde Polonceau-Binder [219 rechts], gebräuchlich sind weitere Abwandlungen.

Pfostenfachwerke führt man meistens mit fallenden, also auf Zug beanspruchten Diagonalen aus [220 links]. Steigende, druckbeanspruchte Diagonalen [220 rechts] kommen höchstens in Frage, um Kantholzdiagonalen mit Versatz anschließen zu können.

Bei größeren Fachwerken ist das manchmal auch aus gestalterischen Gründen bevorzugte Strebenfachwerk etwas wirtschaftlicher [221 links]. Wegen der geringeren Stabzahl wird oft eine Anordnung nach [221 rechts] bevorzugt.

Bei Trapezbindern mit fallenden Diagonalen [222 links] erhalten die Mitteldiagonalen durch den Knick im Obergurt meist Druck, besser ist deshalb ein Richtungswechsel [222 rechts].

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