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                                                            Dachatlas 1975 / 1980: Geneigte Dächer:  Dachtragwerke - Dr.-Ing. Wolfgang Brennecke

Statt die oberen Auflagerkräfte der Sparren in diesen selbst als Längskräfte nach unten zu leiten [122], kann man sie auch durch Pfetten horizontal sammeln und dann in größerem Abstand durch parallel zu den Sparren laufende Streben konzentriert noch unten führen [123]. Das Kräftespiel in den Streben ist das gleiche wie beim Sparren- bzw. Kehlbalkendach: Dem Sparrendach entspricht ein liegender Stuhl, bei dem die Last der Firstpfette von zwei Streben noch unten geleitet wird [124]. Das Gegenstück zum Kehlbalkendach bildet der liegende Stuhl mit Firstpfette und zwei Mittelpfetten. Statt eines Kehlbalkens in jedem Gespärre findet sich hier nur zwischen den die Pfetten tragenden Streben ein als Spannriegel bezeichnetes Druckglied [125]. Alles beim Kehlbalkendach über die ungünstige Wirkung unsymmetrischer Lasten Gesagte gilt auch hier. Die bei dieser Belastung in den Streben auftretenden hohen Biegemomente lassen sich etwas verringern, wenn man in der Binderebene zwischen den Streben und dem Spannriegel Kopfbänder einzieht, so dass ein rahmenartiges Tragwerk entsteht [126].

Eine Form zwischen den beiden eben beschriebenen Systemen ist der liegende Stuhl, bei dem die Firstpfette fehlt und zwei Mittelpfetten auf Streben ruhen, die sich durch einen Spannriegel gegeneinander abstützen [127]. Natürlich dürfen die Streben und der Spannriegel kein Gelenkviereck bilden. Entweder muss man auch hier (wie gezeichnet) Kopfbänder in der Binderebene anordnen [128], oder besser die Streben bis zum First durchlaufen lassen und für die zusätzlichen Biegemomente bemessen.

Bei flacher Dachneigung werden die Strebenkräfte so groß, dass die Anschlüsse schwer herzustellen sind. In diesem Fall sind liegende Stühle daher besonders ungeeignet.

Um nicht zu starke Pfetten zu erhalten, ordnete man früher meistens Kopfbänder an. Da diese parallel zur Dachfläche laufen mussten, waren in zwei Richtungen schiefe Anschlüsse erforderlich - sie bedingten einen sehr hohen Arbeitsaufwand. Außerdem waren durch die schräge Stützung der Pfetten in diesen hohe horizontale Biegemomente hervorgerufen worden, hätte man nicht auch noch waagerechte Kopfbänder zu den Spannriegeln geführt [129]. Liegende Stühle mit kopfbandgestützten Pfetten sind so aufwendig, dass sie heute gar nicht mehr in Frage kommen, Allerdings muss dann die Längsaussteifung auf andere Weise sichergestellt werden, z.B. durch Anbringen von Windrispen.

Doch auch mit kopfbandlosen Pfetten ist der liegende Stuhl ein Dachtragwerk, das man besser meidet. Wo freier Dachraum unbedingt nötig und ein normales Sparren- oder Kehlbalkendach nicht anwendbar ist, wird man prüfen, ob nicht eine Konstruktion mit den weiter hinten beschriebenen stärkeren Trägern vorteilhafter ist (vgl. insbesondere Seite 90 bis 93). In Frage kommt z.B. die auf Seite 89 gezeigte Ausbildung als Dreigelenktragwerk (u.U. mit zusätzlichem Kehlbalken).

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