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                                                            Dachatlas 1975 / 1980: Geneigte Dächer:  Dachtragwerke - Dr.-Ing. Wolfgang Brennecke

Mehrfeldpfetten nennt man (besonders wenn sie aus gestoßenen Einzelträgern bestehen) auch Pfettenstränge. Dieses Wort soll im folgenden neben den Pfetten auch die zugehörigen Pfosten und Streben mit bezeichnen. Wie man wirtschaftliche Pfettenstränge aus Pfetten, aus den auf der vorigen Seite behandelten Stützen und den u.U. erforderlichen Aussteifungen bildet, soll hier erörtert werden.

Auf Querwänden mit gleichem Abstand

Die Auswahl der Stützen erfolgt nach den auf Seite 62 entwickelten Kriterien.

Bei einfachen Pfosten ist nur auf die Aussteifung besonders zu achten (siehe unten).

V-Stützen ordnet man so an, dass Durchlaufträger mit gleich großen Innenfeldern entstehen. Bei einheitlichem Fußpunktabstand f ergibt sich eine Strebenausladung von f/4. Auch von den äußeren Fußpunkten gehen Streben aus - sie erhalten der Einfachheit halber die gleiche Ausladung oder (um gleiche Stützmomente zu erzielen) eine um 10 % größere [45].

Bei Dreifachstützen ergibt sich eine Ausladung von f/3, für die Endstreben nimmt man den gleichen Wert [46].

Kopfbänder ordnet man gewöhnlich unter 45° mit einer Ausladung von f/5 an. Endpfosten dürfen keine einseitigen Kopfbänder erhalten, weil sie dadurch hohe Biegemomente bekämen. Stattdessen verwendet man Streben mit der gleichen Ausladung [47].

Auf ungleichmäßig ungeordneten Querwänden

Bei ungleichmäßigem Abstand der Querwände ist eine Anordnung von Streben und Pfosten zu suchen, die möglichst einheitliche, im günstigen Spannweitenbereich liegende Pfettenstützweiten ergibt (Endfelder nach Möglichkeit nur 0,55 ‑ 0,82 der Innenfelder). Um keine großen Horizontalkräfte in die Decke einleiten zu müssen, sucht man auch hier mit symmetrisch ausgebildeten und belasteten V- und Dreifachstützen auszukommen. Wo das nicht geht, verwendet man unsymmetrische Stützen - möglichst paarweise und in spiegelgleicher Anordnung. Aus arbeitstechnischen Gründen stellt man dabei gerne einen Schenkel genau senkrecht [48].

Kopfbandstützen kommen bei sehr unterschiedlichen Fußpunktabständen nicht in Frage: ihr größter Abstand soll höchstens das 1,2fache des kleinsten betragen, weil die Pfosten sonst erhebliche Biegemomente erhielten und in aufwendiger Weise stärker zu bemessen wären.

Auf der nicht unterstützten Decke

Liegen einzelne oder alle Fußpunkte eines Pfettenstrangs nicht über Tragwänden, so sind kleine Fußpunktabstände vorzuziehen, um eine günstige Lastverteilung zu erhalten und nicht mit Rücksicht auf hohe Einzellasten die ganze Decke stärker bemessen zu müssen. Bei Balken- oder Rippendecken empfiehlt sich eine Abstimmung mit deren Achsteilung.

Auf Längswänden

Wo Pfettenstränge auf Längswänden stehen, ist der Fußpunktabstand frei wählbar. Einfache Pfo­sten sind am billigsten. Mit dem Abstand geht man an die obere Grenze des kostengünstigen Be­reichs. Stöße in Momentennullpunkten lohnen bei den hier sehr kleinen Querschnitten nicht, dagegen kommt eine Verkürzung der Felder an den Enden und Stößen um 20% in Frage. Stets sind zusätzliche Aussteifungsmaßnahmen nötig:

Aussteifung

Zur Aussteifung nur durch Pfosten unterstützter Pfetten (erforderlichenfalls auch bei anderen Stüt-zen) verwendet man meistens Kantholzdiagonalen, die mit Brettlaschen beiderseits der Pfetten und Pfosten befestigt werden.

Lange Pfettenstränge erhalten gewöhnlich an jedem Ende eine Diagonale - ist deren Knicklänge groß, bemisst man sie nur auf Zug. Ob die Diagonalen zu den Giebeln steigen oder fallen, ist unwichtig, die Aufnahme der sowieso entstehenden Pfettenlängskräfte bereitet keine Schwierigkeiten [49, links und Mitte].

Soll die Aussteifung kürzerer Pfettenstränge nur in einem Feld erfolgen, bildet man die Diagonalen meistens zug- und druckfest aus. Bei großer Knicklänge kommen auch gekreuzte Zugdiagonalen in Frage (z.B. als seitlich angenagelte Bretter), [49, rechts]. Gelegentlich lässt sich auch eine kürzere Diagonale steil nach unten führen - vorausgesetzt, dass ihre Kräfte dort aufzunehmen sind [49, ganz rechts].

Bei sehr kurzen Diagonalen (bis etwa 3 m) kann man sogar Druckkräfte durch eine seitlich angenagelte Bohle übertragen.

Wo Diagonalen stören, kann die Aussteifung auch auf andere Weise erfolgen - z. B. durch in Längsrichtung stehende Wände (vgl. das beim Sparrendach auf Seite 64 Ausgeführte).

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