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                                                            Dachatlas 1975 / 1980: Geneigte Dächer:  Dachtragwerke - Dr.-Ing. Wolfgang Brennecke

Die vorhergehende Betrachtung gilt gleichermaßen für den Aufbau waagerechter wie geneigter Dächer. Sie setzt voraus, dass die größte Spannweite des Tragwerks festliegt. Dies ist nicht immer von vornherein der Fall - oft sind verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten gegeben.

Zum einen können die Lasten entweder nur am Rande des Daches in den Außenwänden abgeleitet werden (wie beim Sparrendach) [9] oder zusätzlich durch Innenstützen (wie beim Pfettendach) [10] Zum anderen kann die Unterstützung praktisch kontinuierlich erfolgen (wie bei eng angeordneten Sparren auf Fußpfetten) [11] oder in größeren Abstanden (wie bei der Anordnung von Bindern) [12].

Während bei horizontalen Dächern nur eine Abstützung noch unten in Frage kommt [13], ergibt sich bei geneigten Dachtragwerken außer dieser Möglichkeit [14] noch die einer horizontalen Abstützung der beiden Dachhälften gegeneinander [15]. Wird sie nicht nur am First, sondern auch noch durch ein horizontales Druckglied (z.B. Kehlbalken) ausgeführt, so ist die Anordnung nur gegenüber symmetrischen Lasten (z.B. Eigengewicht oder beidseitigem Schnee) voll wirksam [16]. Bei unsymmetrischer Beanspruchung (z.B. durch Wind oder einseitigen Schnee) sorgt das Horizontalglied nur für einen Ausgleich der Belastung zwischen der linken und der rechten Seite [17] und ist dann von weit geringerem Nutzen.

Wird das Horizontalglied allerdings in waagerechter Richtung unverschieblich gehalten, so entfällt dieser Nachteil - die Dachseiten stützen sich dann nicht mehr gegeneinander ab, sondern gegen ein zusätzliches, festes Tragelement [18].

Welche Abstützungsart am günstigsten ist, hängt von verschiedenen Umständen ab: Zunächst davon, ob sich senkrechte Kräfte ohne weiteres ableiten lassen, oder ob dies nur an bestimmten Stellen (über Tragwänden) oder gar nicht möglich ist (z.B. bei stützenfreien Räumen). Kommt sowohl die senkrechte wie die waagerechte Abstützung in Frage, so ist zu berücksichtigen, wie wirkungsvoll eine horizontale Abstützung wäre und wie lang die lastableitenden Teile werden. Beispielsweise sind im Verhältnis zu einem Kehlbalken die Stützen eines steilen Daches lang [19], die eines flach geneigten Daches kurz [20]. Bei großen, steilen Dächern (wie sie heute allerdings nur noch höchst selten vorkommen) kann eine Kombination beider Aussteifungssysteme sinnvoll sein: außen nach unten, oben horizontal abgestützt [21].

 

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